Als ich in Zürich durch den Zoll ging und meiner Familie das letzte Mal durch die Glasscheibe zuwinkte machte sich ein seltsames Gefühl in mir breit. Unteranderem Zweifel, ob ich wirklich das Richtige tue. Nun gab es kein Zurück mehr, gleich werde ich alles hinter mir lassen, Familie, Freunde, meine Heimat. Sprich alles, was mein bisheriges Leben ausmachte. Ich flog in eine neue, unbekannte Zukunft, ganz auf mich alleine gestellt, für mich selbst verantwortlich. Nun wurde mir auch bewusst, was die vielen Leute gemeint haben, als sie zu mir sagten, ich sei mutig so alleine los zu ziehen… Doch neben Angst spürte ich auch eine grosse Neugier und Lust auf das Neue und Unbekannte, das auf mich zukommen würde. Heute bin ich überzeugt, dass es das Richtige war diesen Schritt zu wagen!
Es war nicht immer einfach und nicht alles was ich erlebt habe war super und schön, aber ich habe es geschafft das Beste daraus zu machen und zu lernen..
So wurde ich zum Beispiel ganz am Anfang meiner Reise, nämlich mit dem Voluntariatsjob in Buenos Aires, schon zum ersten Mal auf die Probe gestellt. Ich brauchte einige Zeit um mit der scheinbar undankbaren Art der Kinder zurecht zu kommen. Mit Hilfe der Angestellten versuchte ich mich in die Lage der Kinder hinein zu versetzen. Diese Kinder leiden unter Armut, sie hatten nichts zu geben, weil sie nichts besitzen. Sobald sie etwas kriegten, waren sie sehr besitzergreiferisch, da es sehr ungewohnt und neu für sie war. Die meisten Menschen geben gerne etwas, auch diese Kinder. Sie können uns jedoch mit nichts Materiellem beschenken, was sie sehr traurig macht. Ich begann das Zusammensein mit diesen Kindern als Geschenk zu betrachten, das sie mir machten. Nicht nur ich tat etwas für sie, sie taten auch etwas für mich. Obwohl diese Zeit nicht einfach war, konnte ich einiges von diesen Kindern lernen.
Nach Argentinien reiste ich nach Costa Rica, wo sich meine Reisepläne etwas änderten. Anstatt nur Costa Rica zu bereisen, war ich schlussendlich in einer Grosszahl der mittelamerikanischen Länder. Ich liess mich von den Salsarhythmen und den temperamentvollen Volk Latinamerikas verzaubern. Ich liebe die Atmosphäre, die Natur und die Leute dieser Länder!!
In Florida erlitt ich dann einen riesen Kulturschock! Wenn ich jetzt aber die Fotos betrachte, finde ich es doch ganz schön und bereue diese vier Wochen meiner Reise nicht. Einzig die Schule hätte ich da nicht besuchen müssen, die gehört zum Kapitel Zeitverschwendung…
Weiter ging meine Reise nach Australien. Nun befand ich mich am weitesten Weg von meiner Heimat. Mit Susanne kam jedoch für den ersten Monat ein Stückchen Heimat zu mir. Gemeinsam reisten wir durch das sechstgrösste Land und die grösste Insel der Welt. Australien, das Land indem es mehr Lebewesen gibt, die einen umbringen können als irgendwo sonst.. In diesem Land können dich selbst die flauschigsten Raupen ausser Gefecht setzen. Wenn man nicht plötzlich unerwartet von einer Schlange gebissen wird und tot um fällt, wird man vielleicht von einem Hai oder Krokodil gfressen, von den tückischen Meeresströmungen hilflos in den Ozean hinausgetragen oder man taumelt mutterseelenallein im brütend heissen Outback in einen kläglichen Tod….
Aber stellt euch vor, ich lebe noch und ich hatte keinerlei gefährliche Situationen! Ausser dass Susanne und ich fast von den Fluten in Airlie Beach weggespühlt wurden oder mich die Fliegen im Outback fast auffrassen… ;-) Nein im Ernst, abgesehen vom vielen Regen an der Ostküste hatte ich eine super Zeit in Australien und möchte unbedingt wieder dahin zurück.
Und schon trat ich die letzte Etappe meiner Reise an. Südostasien, wiederum eine komplett neue Welt! Obwohl ich die Müdigkeit langsam spürte, erlebte ich hier eine super Zeit!!
Laos, Vietnam und Kambodscha leiden alle unter einer Armut, wie ich sie bis jetzt in den anderen Ländern noch nicht sah. In all den Ländern mit Armut war ich immer in Klinsch. Es tat weh, die flehenden Kinderaugen zu sehen und ihnen nicht helfen zu können. Wenn man ihnen etwas abkauft muss man sich bewusst sein, dass man ihnen nicht wirklich hilft, sondern eher das Gegenteil bewirkt. Diese Kinder werden von ihren Eltern zum Arbeiten geschickt, zehn, zwölf Stunden am Tag. Wenn sie gutes Geld nach Hause bringen, schicken die Eltern sie natürlich weiter auf die Strasse. Aber die Kinder sollten zur Schule gehen und was lernen, damit sie nicht ihr ganzes Leben als Strassenverkäufer verbringen
Erschütternde Geschichten diverser Länder wie Guatemala oder Kambodscha machen mich sehr nachdenklich. Ich frage mich, wie misshandelte Leute weiterhin in einem Land leben können, in dem man ihnen so Schreckliches angetan hat. Für viele dieser Leute ist die Antwort aber klar. Sie lieben ihr Land. Das Land sind die Menschen, die Kultur und die Natur, nicht die Regierung, die Politik oder die Polizei. Dies scheint ein wichtiger Unterschied zu sein.
Ich werde bestimmt noch lange mit der Verarbeitung meiner Erlebnisse beschäftigt sein und hoffe, euch mit meinem Blog ein Stück weit mit auf meine Reisen genommen zu haben. Ich freue mich, euch mehr zu erzählen und mit euch Gedanken auszutauschen.
Nun ist es auch Zeit zu danken! Ich möchte allen danken, die mich unterstützt haben und hinter mir standen. Allen, die mir halfen die Reise zu planen und bei Fragen Red und Antwort standen. Mein Dank gilt allen, die mich auf meiner Reise begleiteten oder die mich als Gast bei sich aufnahmen. Ich danke den Personen, die mich in die Arme nahmen, wenn ich es nötig hatte, die mir das Gefühl von Geborgenheit gaben und mich auf den Boden zurück holten, wenn ich abzuheben drohte… Denen, die mit mir lachten und weinten. Ich danke den Personen, mit denen ich schöne Erlebnisse teilen konnte und die somit meine Reise zu etwas ganz Besonderem machten. Denen, die schöne Erinnerungen hinterliessen, denen die mich inspiriert und zu neuen Zielen führten. Ich danke allen, die immer ein offenes Ohr für mich hatten, mich vielleicht nicht immer verstanden aber trotzdem Verständnis zeigten. Und natürlich euch allen, ihr die meinen Blog bis zum Schluss verfolgten und immer wieder eine Mail, Sms oder sogar einen Brief schrieben!!!
Danke meinen Schutzengeln, dass ich ohne Probleme oder Krankheiten rund um die Welt reisen konnte… Und zum Schluss, danke ich all denen fürs Verständnis, denen ich nun vergessen habe zu danken ;-)
Nun begebe ich mich mit einem Rucksack voller schönen Erinnerungen und Erlebnissen in Richtung Flughafen, wo ich in wenigen Stunden meine nächste Reise antrete, nämlich diejenige zurück in den Alltag!
Am Dienstag, 28. Juni 2011 um 12.35 Uhr hat mich die Schweiz vorerst zurück. Für wie lange steht in den Sternen…