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Mittwoch, 17. November 2010

Bärner Züpfe in San José

Als ich gestern den Abwasch erledigte, gab mir meine Mamatica Sprachunterricht. Sie zählte mir diverse Küchenartikel auf spanisch auf. Sie wollte aber auch immer wissen, ob wir diese Geräte in der Schweiz auch haben und wozu wir sie benutzen. Ich erklärte ihr, dass ich mit dem grossen Sieb immer das Mehl siebe, wenn ich einen Zopf oder Kuchen backe. Da kam sie sofort ins Schwärmen. Eine schweizer Studentin gab ihr einmal das Rezept für den Zopf aber sie habe es leider verloren. Ich bot ihr an, es auf spanisch aufzuschreiben. Gesagt, getan. Damit sie auch alles richtig versteht, lass sie es mit mir durch. Sie hat alles verstanden, meinte aber: " Ich verstehe alles was du geschrieben hast, aber ich könnte es mir besser vorstellen, wenn ich es noch sehen würde..." Da ich in der Schule einiges über das Verhalten der Ticos (Costaricaner) gelernt habe, wusste ich, dass sie nie direkt sind. Man muss immer zwischen den Zeilen lesen. Was Maria mit dieser Bemerkung sagen wollte liegt ja auf der Hand. Also bot ich ihr an, dass wir heute nach der Schule gemeinsam einen Zopf backen könnten. Begeistert stimmte sie zu, sie habe alle Zutaten ausser die Hefe, aber sie wisse nicht wo sie die kaufen könne.. Wieder eine versteckte Botschaft? Ich ging nach der Schule in den Supermarkt und kaufte die Hefe. Als ich dann nach Hause kam, erwartete sie mich schon sehnsüchtig. Heute war die erste Frage nicht: "Como fue el dia?" (Wie war dein Tag?) sondern, "Compraste la levadura?" (Hast du die Hefe gekauft?) Sie konnte es kaum erwarten.
Gemeinsam stellten wir alle Zutaten bereit und begannen mit dem Teig. Ich habe mir im Voraus schon Gedanken gemacht, ob sie wirklich alle Zutaten hat und ob das wohl mit diesem alten Backofen klappt. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe war, dass sie keine Küchenwaage und kein Litermass hat! Wie soll ich denn wissen wie viel Butter 120gr sind? Die Milch war nicht so schwer, man kann sie ja anhand von Gläsern abmessen, die Butter konnte ich auch ungefähr abschätzen weil ich doch schon einige Male einen Zopf gebacken habe. Aber die Hefe war dann eine Herausforderung! Ich backe nie mit Trockenhefe und kann deshalb auch überhaupt nicht abschätzen, wie viel es ungefähr braucht! Aber hier gibt es leider nur diese... Meine Devise: Handgelenk mal pi, wird schon klappen...



Als der Teig dann fertig war, fing das grosse Warten an. Geht der Teig wohl auf? Und wie der schön aufging! Jetzt denkt ihr sicher, ich habe zu viel Hefe benutzt... Kann sein, aber ich habe den Teig probiert und er schmeckte nicht extrem nach Hefe..
Ich zeigte meiner Mamatica, wie man den Zopf nun richtig zöpfelt. Da wir zwei Zöpfe machten, wollte ich eigentlich, dass sie den Zweiten macht, was sie aber vehement ablehnte. Stattdessen rief sie ihrer Tochter Carolina, sie solle schauen kommen wie es geht, damit sie das nächste Mal den Zopf machen kann. Aber auch sie wollte nur zuschauen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie nie einen Zopf backen werden, aber das ist ja auch egal. Hauptsache wir hatten Spass und genossen den leckeren Sonntagszopf! Ein Stückchen Schweizertradition in Costa Rica.

Carolina & Mama-Tica

Papa-Tico

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